Rezept für ein Kraxelabenteuer
Mai 10, 2025

Das heutige Menü – äh Wandertour – gefällt mir prima. Nach ein paar regnerischen Tagen ist auch das Wetter prima. Doch nun erst einmal die Zutaten für ein gelingendes Menü – äh einen gelingenden Tag.

Für das Menü «Hörnli à la West Side» nehme man:

1 eine Freizeit-App

1 bestimmtes Datum

1 cooles Angebot

7 Mitwandernde

1 passende Zugverbindung zum Ausgangsort

1 Rucksack mit genügend Wasser und Picknick

Persönliche Ausrüstung

Zubereitung:

Alle marschieren wir in Steg im Tösstal los, vorbei an Lipperschwende. Der Weg biegt beim Bächlein ins Nideltobel ab. Wir gehen diesem Bächlein eine Weile entlang. In einer späteren Wegbiegung beginnt das Abenteuer. Im Bachbett suchen wir uns den Weg, mal am linken Ufer, dann wieder rechterhand. Wir überklettern umgefallene Baumstämme und kämpfen uns durch das grüne Dickicht. Immer wieder lässt sich ein versteckter kleiner Wasserfall entdecken. Es ist kein offizieller Wanderweg, und doch wird dieser Aufstieg aufs Hörnli ab und zu begangen und ist auf bestimmten Internetportalen gut beschrieben

Unterwegs im wilden Bachbett

Warmgelaufen stehen wir schliesslich vor der westlichen Rippe (Sporn) des Hörnlis. Noch ist der Grat angenehm breit und grasig. Die ersten Meter im Aufstieg gehen gut. Der schmale Trampelpfad wird zunehmend ausgesetzter, und etliche Baumwurzeln dienen als Halte- und Steighilfen. An einigen Stellen müssen wir gut aufpassen, denn unter einigen Baumwurzeln gibt es keinen Untergrund mehr. Hier könnte man sich rasch den Fuss vertreten. Ich prüfe gut, ob ich mich auch an den dünneren Bäumen festhalten kann. Bei einigen passt das prima, andere wiederum sind morsch. Aufgrund des Regens der vergangenen Tage ist der Boden stellenweise noch recht rutschig. Auch das Nagelfluh-Gestein bietet nicht immer idealen Halt. Trotzdem macht das Kraxeln riesigen Spass.

Die Blicke schweifen immer wieder links und rechts den Abgrund hinunter. Faszinierend, wie sich teils mächtige Bäume mit ihren starken Wurzeln irgendwo überhängend festhalten und mit Schwanenhals in die Höhe streben. In diese westliche Ausrichtung des Hörnlis scheint eher weniger Sonne hinzukommen. Alles ist mit Moos und Gras überwachsen. Mir gefällts.

Nach zig überkletterten Rippen, Wurzeln und Baumstämmen folgt noch eine ziemlich abschüssige Querung. Festhalten kann man sich nirgendwo wirklich, also einfach Vertrauen in die eigenen Tritte und rüber zum nächsten Tännchen. Diese Stelle wird oft als Schlüsselstelle betrachtet, sie ist es aber nicht.

Schmale Querung (Foto von D.M.)

Das Kraxeln geht weiter über mal schmalere und mal etwas breitere Passagen. Weiterhin sind wir umgeben von Baumwurzeln, Gräsern, Gestein, Gebüsch und steilen Hängen. Gefühlt müssten wir bald oben sein. Und siehe da, kurz darauf sehen wir das Gipfelbuch. Nach dem Gruppeneintrag geht es in die anspruchsvolle Schlusspassage. Nochmals gilt es, einzelne teils rutschige und wieder griffige Stellen zu überwinden – stetig noch oben kraxelnd. Dann sehen wir den Zaun und tauchen für andere Gäste überraschend aus dem grünen Gebüsch auf. Juhee, geschafft!

Ausklang:

Auf dem Hörnli angekommen, picknicken wir beim Fernmeldeturm. Hier treffen wir auch auf die drei Leute, die heute vor uns die Westrippe des Hörnlis hochgestiegen sind. Im Gipfelbuch sahen wir ihren Eintrag. Schon bald machen wir uns auf den Rückweg. Wir wandern dem normalen und ausgeschilderten Weg entlang zurück nach Steg.

Nachklang:

Eine kleine Belohnung muss noch sein. In der bekannten Konditorei Voland geniesse ich zuerst einen Kaffee und Erdbeertörtchen. Dann juckt es mich, und ich bestelle noch zwei belegte Brötchen und ein Bier. Und schliesslich kaufe ich noch einen Zopf für den Sonntag.

Fazit:

Kurze und knackige Wanderung mit Kraxelspass. Teils ziemlich ausgesetzter schmaler Pfad, wo es bei noch teilweise rutschigem Boden kaum Fehltritte geben darf. Der Spassfaktor liegt bei 100 Prozent.

Passende Beiträge

Stotziger Grenzberg mit Steinblume

Stotziger Grenzberg mit Steinblume

Relativ steile 1'200 Höhenmeter will ich heute anpacken. Start ist in Rovio im Val Marra beim Luganersee. Im Tessin ist für dieses Wochenende sonniges Wetter angesagt, im Gegensatz zur restlichen, regnerischen Schweiz. Ausgangspunkt ist Bellinzona. Tags zuvor wanderte...

Burgen, Schlösser, Grafen und Aliens

Burgen, Schlösser, Grafen und Aliens

Auf geht’s ins freiburgische Greyerzerland. Mich begleitet ein ehemaliger Arbeitskollege, der perfekt französisch spricht – ist von Vorteil in der Romandie 😉 Unsere Wanderung beginnt in Le Bry respektive Pont-on-Ogoz am Greyerzersee. Unser erstes Ziel liegt uns...

Ice Ice Baby

Ice Ice Baby

Mir fehlen die Worte, deshalb schiesse ich heute einfach mehrere Hundert Fotos. Die diesjährigen Grotten und Tunnels des Morteratsch-Gletschers sind unbeschreiblich. Ich vergesse vor Begeisterung fast zu atmen. Auf meiner Runde zu den eisigen – und leider...